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Der Schlüssel zur Nachhaltigkeit

“Marlene und Thomas engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit”, wäre eindeutig untertrieben für eine Einleitung. Denn über dieses Engagement hinaus, leben sie das was sie preisen, verraten Tipps wie jeder seinen Alltag klimafreundlicher gestalten kann und sind dabei unheimlich sympathisch.

Beginnen wir in ihrer Wohnung

Marlene, 25, und Thomas, 26, zogen vor kurzem von Wien in ihre Berliner Altbauwohnung. In ihrem ersten gemeinsamen Wohnzimmer steht ein Tisch, den Marlene mit dem Bus nach Hause transportierte. Gegenüber an der Wand hängen Fruchtkisten, die die beiden zu Regalen umfunktionierten und daneben streckt sich eine fast 2 Meter hohe Zimmerpflanze empor. “In den Bus hätte die nicht gepasst”, erzählt Thomas, deshalb seien sie auf die Schubkarre umgestiegen. Mit ihrer Hilfe schoben sie die Pflanze vom Ebay-Verkäufer nach Hause.

Beinahe die gesamte Einrichtung des jungen Paares, stammt aus zweiter Hand und wurde von den beiden möglichst klimaneutral in das neue Heim transportiert. Jetzt sitzen sie an ihrem neuen Esszimmertisch, trinken aus Einmachgläsern und amüsieren sich über ihre Aktionen. “Tische im Bus das sollte normalisiert werden”, sagt Marlene und beide beginnen zu lachen, dass es einen mitreißt. Und nicht nur ihr Humor tut es, sondern auch ihre Leidenschaft für Nachhaltigkeit und das Klima.

Seit mehreren Jahren engagieren sie sich in Vereinen und Gruppen: Thomas gibt Workshops für Kinder und Jugendliche, Marlene organisiert neben ihrem Studium Vorlesungen zum Klimawandel, gemeinsam mit der Hochschulgruppe Fridays For Climate Justice. Sie sind übrigens beide Mitglieder in Hochschulgruppen zum Umweltschutz und ihr neuestes Projekt während des Corona Lockdowns: YouTube Videos für dem Account von Jugend forscht digital gemeinsam mit dem Verein Umblick. In einfacher Sprache, die Kindern den Klimawandel, seine Folgen, aber auch Maßnahmen dagegen erklären.

Nachhaltigkeit? Ja! Und seit wann?

Aber wie hat das angefangen? Diese Leidenschaft, die die beiden auch im täglichen Leben auf Schritt und Tritt begleitet, ein Gast am Abendessens Tisch ist und auch mal dazu führt dass sie stundenlang das Handbuch der Waschmaschine studieren. Die sie dazu treibt im Internet zu recherchieren, ob nun der 40 Grad Schonwaschgang oder der 30 Grad Modus weniger Energie braucht.

Kurz schauen sich die beiden an, beginnen zeitgleich zu grinsen und dann ergreift Thomas das Wort. Er sei sich durch sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Wien bewusst geworden, dass er etwas verändern will. Warte, durch Wirtschaftsingenieurwesen? Ja genau, im Bachelor suchte er den Sinn. Denn für ihn war klar, dass er trotz eines Schwerpunkts auf Maschinenbau nicht in die, wie er es scherzhaft formuliert, “weltzerstörerische Wirtschaft” gehen wollte. Aus dieser Sinnsuche entwickelte sich ein Umweltbewusstsein, welches ihn zu seinem Masterstudium in Berlin mit Schwerpunkt Energie und Ressourcen führte und seinem generellen Drang Sachen “technisch zu hinterfragen.”, sagt er. Auf die Frage, was er darunter genau verstehe, geht er einen Moment in sich, schaut konzentriert auf die Tischplatte und fährt dann mit ruhiger Stimme fort: “Zum Beispiel ist Kunststoff nicht per se schlecht. Es hat auch Vorteile. Man muss das Ganze drum herum sehen und auch die technische Perspektive eben”.

Und wenn Marlene dann, ohne eine Sekunde zu zögern, die Worte anschließt “Wir ergänzen uns einfach gegenseitig. Thomas ist der technische Part und ich mehr der soziale”, dann möchte man ihr, nicht nur im Bezug auf das Klima-Engagement, zustimmen.

Bei Marlene war der Drang, etwas nachhaltig zu verändern, schon immer da. Bereits als Kind sei sie extrem aktivistisch gewesen. Der Unterschied von heute zu früher? “Damals habe ich das große Ganze noch nicht verstanden”, sagt sie und ihre Augen beginnen zu funkeln, als sie gestikulierend, über ihre gemeinsamen Projekte berichtet – Ihr Versuch das große Ganze zu verändern.  Angefangen im Wiener Wohnheim, wo sie gemeinsam mit ihre damalige Mitbewohner*innen die Küche  nachhaltig umgestalteten: Einführung eines Mülltrennsystem, Umstellung von Dosen auf Mehrweg-Glasflaschen.

Da eine nachhaltige Lebensweise damals noch nicht so präsent war wie heute, waren die ersten Reaktionen der Mitbewohner, wie die beiden lächelnd zugeben, verhalten. ”Es ist natürlich immer mit mehr Arbeit verbunden”, sagt Thomas. Das weiß das Paar. Die Bestätigung, dass man gemeinsam etwas verändern kann, folgte dann über einen längeren Zeitraum. So beobachteten sie damals in Wien Veränderungen in den Lebensgewohnheiten der Kommilitonen und auch bei sich, wie noch nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen oder die Entscheidung für eine vegetarische oder vegane Ernährung. Dann kommt Marlene auf ihr, “Herzensthema” die Klimagerechtigkeit zu sprechen. Dieses behandeln sie auch in einem der YouTube-Videos, die sie während des Lockdowns produzierten um Jugendliche über Umweltschutz aufzuklären.

Klimagerechtigkeit definiert, dass wir global die Atmosphäre nicht überlasten dürfen und dass jene, die den Klimawandel verursacht haben, eine besondere Verantwortung übernehmen das Klima zu schützen und entstehende Schäden auszugleichen. Die Forderung nach Klimagerechtigkeit beinhaltet auch die Forderung nach einem gutem Leben für alle und einem global nachhaltigen und gerechten Wirtschaftssystem.

Hier gibt es mehr Infos

Und dann kam YouTube

Vier Videos mit einer Länge von ca. zehn Minuten, veröffentlichten sie auf dem YouTube-Kanal von Jugend forscht digital! – für einen eigenen Kanal reicht das Marketing noch nicht (noch nicht!). Hier erklären die beiden, untermalt durch Animationen, Grafiken und Experimente, Spannendes und Wichtiges zum Klimawandel und Nachhaltigkeit. So demonstrieren sie mit einem herzförmigen Eiswürfel (“Weil das gute Laune macht”, wie Marlene sagt), die sie in zwei Gläser legen, das Prinzip des Treibhauseffekts. Ein Glas decken sie mit einer Tüte luftdicht ab. Und siehe da, der abgedeckte Eiswürfel erhitzt und schmilzt in Folge dessen schneller. Natürlich ist das kein atmosphärischer Treibhauseffekt, zeigt aber im Prinzip dasselbe Phänomen: Die Wärme kann aus dem Glas nicht mehr entweichen und lässt das Eis schneller schmelzen.

Und darum geht es schließlich auch: Das Zeigen, das Versuchen, das einen Anfang machen. Das versuchen die beiden jeden Tag und bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ein vorbildliches Verhalten. Ein den Alltag beeinflussendes Verhalten. Das wissen die beiden – und auch, das diese Umstellung Menschen überfordert. Deshalb ist es ihnen wichtig darauf hinzuweisen: “Wir sind schon extrem in manchen Dingen, also wir betreiben überdurchschnittlich viel Aufwand dafür. Wichtig ist, dass du irgendwo beginnst” sagt Marlene und Thomas fügt ergänzend hinzu “Ja und wenn einfach alle ein bisschen was machen würden, würde alles ein bisschen besser.”

Tipps & Tricks von Marlene und Thomas – Du möchtest auch den ersten oder den nächsten Schritt in Sachen Nachhaltigkeit gehen?

  • Einwegverpackungen meiden (Gemüse-, Obstnetze und Brotsack aus Stoff zB, wiederverwendbare Einkaufstüte)
  • regional, saisonal, bio, reduzierter Fleischkonsum,
  • nur so viel kaufen wie verbraucht werden kann/benötigt wird
  • auf Zertifikate/Gütesiegel achten Achtung, nicht alles, was so ausschaut, ist auch ein Siegel
  • Stoßlüften statt länger Kippen im Winter
  • Elektrogeräte nicht in den Restmüll sondern zur Altstoffsammelstelle

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